Während allerorten Industrie und Handel in der Vorweihnachtszeit auf die besonders großen Umsätze hoffen, gibt es eine Gewerkschaft, die dazu aufruft, gerade jetzt die Produkte nicht zu kaufen, die in den Betrieben produziert werden, aus denen ihre Mitglieder kommen. Das klingt paradox, nur manch dumpfer Neoliberale wird sich bestätigt fühlen, dass Gewerkschaften Arbeitsplätze gefährdeten. Doch diese GewerkschafterInnen wissen genau, was sie tun. Und ihr Anliegen ist ernst, toternst.
Unter dem Motto Vivamos esta navidad – sin Coca Cola (ich kann kein Spanisch, vermute aber, es heißt »Lasst uns diese Weihnachten leben – ohne Coca Cola«) ruft die kolumbianische Lebensmittelgewerkschaft Sinaltrainal dazu auf, die Produkte des Coca-Cola-Konzerns zu boykottieren.

Als ich die Website von Sinaltrainal das erste Mal sah, stieß ich dort auf eines der bewegendsten Dokumente des Internets. Man könnte sich darüber auslassen, dass die Website nicht gerade zu den elegantest gestalteten gehört. Doch auch mit meinen geringen Spanischkenntnissen fiel mir ein Menüpunkt auf, den so keine deutsche Gewerkschaftshomepage hat: Nuestros martíres (»unsere Märtyrer«).
Allein diese Seite nennt 20 Gewerkschafter, die ermordet wurden. Kolumbien ist das Land, in dem mit Abstand am meisten GewerkschafterInnen ermordet werden (etwa hundert in jedem Jahr), und die Firmen, bei denen gewerkschaftliche Organisierung mörderisch bekämpft wird, gehören z.B. Coca Cola und Nestlé. Deshalb: lasst uns diese Weihnachten erleben – ohne Coca Cola!